Inklusive Schulentwicklung

Entwicklungsschritte in Richtung Inklusion versprechen produktiv zu werden, wenn:

Die effektivste Form der Weiterentwicklung einer (schulischen) Gemeinschaft dürfte die gemeinsame Fortbildung der gesamten (Schul-) Mitglieder sein, an die sich eine Probephase und deren gemeinsame Auswertung anschließt. Entscheidend ist, „wie Organisationen zu Zielsetzungen und gemeinsamem Handeln finden“, so WEISBOARD & JANOFF (2001) in ihrer grundlegenden Einführung in Zukunftskonferenzen. Auch weitere in der Organisationsentwicklung erprobte Vorgehensweisen wie „Appreciative Inquiry“ (BONSEN & MALEH 2001) oder „Open Space“ (MALEH 2001) ermöglichen ebenso wie MAP und PATH oder andere Formen der Zukunftsplanung Einigungsprozesse und unterstützen die Entwicklung zu einer willkommen heißenden Schule mit dem Index für Inklusion.

Soll der Ansatzpunkt für konkrete Entwicklungsschritte beim kooperativen Lernen liegen, kann sich eine Schule z.B. von einem anderen, im kooperativen Lernen erfahrenen Kollegium Unterstützung vor Ort holen – am besten, nachdem es gegenseitige Hospitationen gegeben hat.

Liegt der Ansatzpunkt bei der Gewaltfreien Kommunikation, können Trainer engagiert werden, die mit der ganzen Schulgemeinschaft die Einführung der Giraffensprache sicherstellen und Selbstbeobachtungsübungen initiieren. Danach werden wiederum über einen gewissen Zeitrahmen bewusst Erfahrungen gesammelt und dokumentiert – und wieder gemeinsam mit den ‚Experten’ ausgewertet.

Aber unabhängig davon, an welchem Punkt eine Schule startet (vgl. BOBAN & HINZ 2007) und welche Prioritäten eine Schulgemeinschaft durch den Schulentwicklungsprozess mit dem Index für Inklusion auswählt – immer werden damit Entwicklungsimpulse in allen Bereichen einer inklusiver werdenden Schule angestoßen.

Literatur

BOBAN, Ines & HINZ, Andreas (2007): Inklusive Schulentwicklung ohne Gemeinsamen Unterricht. In: DEMMER-DIECKMANN, Irene & TEXTOR, Annette (Hrsg.): Inklusionsforschung und Bildungspolitik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 137-144

BONSEN, Matthias zur & MALEH, Carole (2001): Appreciative Inquiry (AI): Der Weg zu Spitzenleistungen. Weinheim/Basel: Beltz

MALEH, Carole (2001): Open Space: Effektiv arbeiten mit großen Gruppen. Weinheim/Basel: Beltz

WEISBOARD, Marvin & JANOFF, Sandra (2001): Future Search. Die Zukunftskonferenz. Stuttgart: Klett-Cotta

Der Index für Inklusion

Ein Hinweis vorab: Dieser Teil der Homepage enthält den Stand von 2017 - seitdem wird sie nicht mehr inhaltlich weiter bearbeitet. 2017 haben wir unsere Überlegungen im Anschluss an den Index im Sammelband Inklusive Bildungsprozesse gestalten - Nachdenken über Horizonte, Spannungsfelder und mögliche Schritte zusammengefasst. Weiterführende Gedanken, insbesondere zum für uns zentralen Aspekt des Einbezogenseins der Perspektiven aller an Schulenteicklungsprozessen Beteiligten, enthält der Band Inklusion und Partizipation in Schule und Gesellschaft. Erfahrungen, Methoden, Analysen (2020). Im Band von 2022 "Ich mache mir einfach mehr Gedanken über die Gesellschaft als über mich" - Leben, Lernen und Arbeiten zwischen inklusiven Ansprüchen und exklusiven Traditionen schildert Patricia Netti als ehemalige Schülerin, wie ihre Lehrerin Edith Mang inklusiven Unterricht in einer Zeit gestaltete, als es den Begriff noch gar nicht gab.

Index für Inklusion: Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln

 Er ermöglicht den Einbezug von Wissen und Sichtweisen aller Beteiligten in den Prozess.

  • Er hilft bei der Verbesserung der Schule sowohl für die MitarbeiterInnen und Eltern, als auch für die SchülerInnen.
  • Er hilft bei der Erstellung eines Plans, so dass auch langfristige Veränderungen nachhaltig werden können.
  • Er stellt inklusive Wertorientierungen ins Zentrum des Entwicklungsprozesses.
  • Er unterstützt eine eingehende Selbstevaluation aller Aspekte der Schule.
  • Er hilft dabei, ein bereits vorhandenes Schulprogramm zu verbessern.
  • Er hilft dabei, aus all dem, was schon an der Schule passiert, das Beste zu machen.
  • Er berücksichtigt, dass es bei der Planung darum geht, tief verwurzelte Überzeugungen über Bildung in die Tat umzusetzen.
  • Er hilft dabei, Planungen in die Praxis umzusetzen und sie, wenn notwendig, zu modifizieren.
  • Er hilft sicherzustellen, dass Schulprogramme zu wirklichen Veränderungen führen und nicht nur für die Außendarstellung auf dem Papier existieren.
  • Er hilft dabei, die eigene Sicht der Dinge zu stärken anstatt das zu tun, was andere vorschreiben wollen.
  • Er liefert klare Grundprinzipien für die Schulentwicklung, die auch mit dem Schulträger und der Schulverwaltung kommuniziert werden können.

Inklusion zielt darauf, die Partizipation aller Kinder und Jugendlichen am Lernen und Spielen sowie aller Erwachsenen an ihrer Arbeit zu steigern. Es geht darum, Bedingungen dafür zu schaffen, dass Herkunft, Interessen, Erfahrungen, Fähigkeiten und das Wissen aller Kinder und Jugendlichen wahrgenommen und berücksichtigt werden und so zur Geltung kommen.

Wir haben 2005 auf der Basis des englischen Index (2002) ein Faltblatt in DIN A3 zusammengestellt, das immer wieder mal nachgefragt wird. Deshalb kann es mit Vorderseite und Rückseite heruntergeladen werden.

Hinweis: Film über schulische Inklusion auf der Basis des Index: VIELFALT MACHT SCHULE

Es gibt einen sehr schönen und hilfreichen Film über schulische Inklusion, den der Verein Mittendrin Hanover e.V. in Kooperation mit der Universität Hannover in zweijähriger Arbeit entwickelt hat. Auf der Basis der drei Dimensionen und sechs Bereiche des Index für Inklusion werden zahlreiche gelingende Szenen in fünf Schulen (Grund- und Gesamtschulen) aus dem Raum Hannover gezeigt. Dabei wird der Prozesscharakter von Inklusion deutlich - jede Schule ist an einer anderen Stelle ihrer Entwicklung und geht nächste Schritte in Richtung des Nordsterns Inklusion. Wo die DVD bestellt werden kann, ist der Seite leider nicht mehr zu entnehmen. Wir empfehlen die DVD trotzdem!

Die bundesweite Verbreitung des deutschsprachigen Index für Inklusion für Schulen scheint eine Bestätigung dafür zu sein, dass es sich um ein als hilfreich eingeschätztes Material handelt. Seine Anliegen sind sowohl in der englischen Originalausgabe wie auch in seiner deutschen Adaption folgende:

  • Den Schulen Angebote zur gemeinsamen Reflexion der momentanen Situation zu machen,
  • zur gemeinsamen Planung nächster Schritte in eine Richtung zu ermutigen, die es der Schule erleichtert,
  • einem Selbstverständnis und der Praxis einer ‚Schule für alle’ näher zu kommen.

So kann sie bessere Möglichkeiten finden, der Vielfalt von Bedarfen von SchülerInnen wie allen weiteren Gruppen zu entsprechen, die mit und in einer Schule zu tun haben. Dafür bietet der Index – neben einem Phasenmodell mit zeitlicher Strukturierung – ein großes Menü von inhaltlichen Impulsen an, das zunehmend differenziert in drei Dimensionen, unterteilt in sechs Bereiche, aufgegliedert in 44 Indikatoren und schließlich ausgebreitet in 560 Fragen auf etwa 50 Seiten sowohl zur momentanen Praxis als auch zu möglichen nächsten Schritten Anregungen bieten soll.

Die ursprüngliche Version für Schulen wurde von den englischen Autoren um eine für Kindertageseinrichtungen ergänzt, die ebenfalls auf Deutsch vorliegt. Es gibt aber auch weitere, vor allem auf die Schule bezogene, Versionen in vielen Sprachen.

Der Index für Inklusion in der deutschen Schulfassung von 2003 ist hier als PDF-Datei erhältlich - er wird nicht mehr als gedruckte Broschüre vertrieben.

2011 hat Tony Booth eine gründlich überarbeitete dritte Version des englischen Index herausgebracht. Er kann seit 2017 auf Deutsch über den Buchhandel oder beim Beltz-Verlag bestellt werden.

Den Index gibt es ebenso seit 2006 als übersetzte Ausgabe für Kindertageseinrichtungen - 2015 in überarbeiteter Ausgabe. Er kann über den Buchhandel oder über die GEW hier bestellt werden.

           

Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft hat 2011 eine weitere Version des Index herausgegeben: „Inklusion vor Ort. Ein kommunaler Index für Inklusion – ein Praxishandbuch“ ist beim Deutschen Verein für private und öffentliche Fürsorge erschienen und kann hier, inzwischen in zweiter Auflage 2013, bestellt werden. Zudem ist 2018 ein weiterer Band unter dem Titel "Inklusion ist machbar!" mit Erfahrungen aus der kommunalen Praxis erschienen. Er ist hier bestellbar.

             SD 56 | Inklusion ist machbar! Das Erfahrungshandbuch aus der kommunalen Praxis

 

Von 2011 bis 2014 war eine Gruppe mit vielfältigen Erfahrungen in der Arbeit mit dem Index und seinen verschiedenen Versionen dabei, einen neuen deutschsprachigen "Index für Inklusion in der Bildung" zu entwickeln; weitere Informationen finden sich hier.